Erste Tage in Lautlingen

Der wendelige Aufgang zu meiner Wohnung befindet sich in einem Turm. Hier ist es momentan kälter als draußen. Die alten ausgetretenen Eichenstufen riechen so gut! Über meiner Wohnung im Dach eine Uhr, regelmäßig schlägt die Glocke. Es klingt, als würde eine Riesenfaust wütend auf das Gebälk schlagen. Der Blick aus meinen Fenstern auf den Schlosshof, auf die Häuser entlang der Staße weiter unten und in große alte Bäume, von denen der Sturm die albstadt-lautlingen-kueche-atelierallerletzten Blätter wirbelt, ist wunderschön. Ein Gefühl der Freiheit ist in mir, wenn ich hinausschaue. Einen ähnlichen Ausblick, ein ähnliches Gefühl hatte ich während meines Gast-Aufenthaltes 2015 im Böblinger Kunstverein, der sich ebenfalls auf dem Schlossberg befindet. Können Gedanken in solch einer Höhe weiter fliegen als unten im engen Tal? Mein derzeitiges Quartier hat einen Luxus, den ich sonst nicht hatte: eine Badewanne. Nach dem Umzug mit Schleppen, Räumen und Putzen, gönne ich mir dankbar ein heißes Bad. Die schöne Wohnung hat viele Zimmer, ist jedoch komplett leer, ich bringe meine Einrichtungsgegenstände selber mit. Ich heize natürlich nur die Zimmer, die ich brauche, eins der kalten benutze ich als Kühlschrank.

albstadt-lautlingen-alte-muehle

Auf Fototour durch den Ort entdecke ich, fast unter einem beeindruckenden Baudenkmal, einem Eisenbahnviaduct mit hohen Rundbögen, ein sehr schönes Gebäudeensemble. Es steht leer und müsste dringend renoviert werden. Würdig steht es da, es hat bestimmt schon viel gesehen. Ich komme mit dem Besitzer ins Gespräch und erfahre, dass es sich um eine alte Mühle handelt. Gibt es eigentlich überall so viele Mühlen wie in Albstadt, frage ich mich. Ja, es wäre schön, die beiden Gebäude zu erhalten, aber es ist sehr viel Aufwand.

albstadt-lautlingen-fabrik

Ich stoße auf einige Industriegebäude, teils leer, teils ungenutzt. Ich weiß, da gibt’s noch mehr von in Lautlingen, auch welche, die noch in Betrieb sind. Ich freue mich darauf, sie alle zu entdecken!

albstadt-lautlingen-strasseAn der Hauptstaße die Häuser geschwärzt vom Ruß der Auto-Abgase. Trotzdem sind sie schön. Die werden wohl nicht mehr lange stehen, meint ein älterer Herr zu mir. Ob er was darüber wüßte, frage ich ihn. Nein, aber das denke er halt. Vorstellen kann ich es mir auch, leider. Der Mann hat von meinem Projekt in der Zeitung gelesen. Ich hätte da eine wertvolle Aufgabe übernommen, sagt er.

 

albstadt-arbeiten-sichten
Ein kleiner Teil meiner Arbeiten zur Sichtung im Kunstmuseum Albstadt

Zwischendurch zur Katalogvorbereitung im Kunstmuseum die erste Komplett-Sichtung und Ordnung meiner bis dato entstandenen Arbeiten. An die Wände gestellt und ausgelegt füllen sie ein ganzes Stockwerk. Viel Stoff für Überlegungen und Diskussionen zwischen Dr. Mertens, Jeannette Brabenetz und mir. Wie ordnen wir die Bilder Themenbereichen zu, welche Bilder sollen große Abbildungen bekommen, welche kleine, welche müssen rausfallen, da es einfach so viele sind? Da liegt noch einiges an Arbeit vor uns, damit der Katalog rechtzeitig fertig wird. Und die erst noch zu schaffenden Lautlinger Arbeiten kommen ja dann auch noch hinzu. Auch in Lautlingen möchte ich natürlich nochmal alles geben!

Die nächste Fototour muss ich wegen Regen- und Graupel-Güssen leider abbrechen. Ich nutze die Zeit für Arbeit am PC und hoffe auf trockenere Stunden. Ein wenig heller wird es schon.