Ich habe in den letzten Tagen Ausstellungseinladungen und Faltblätter an Leute verteilt, deren Häuser oder Geschäfte ich fotografiert/gemalt/gezeichnet habe. Nach dem Reisebüro Eisele in der Hechinger Straße in Albstadt-Tailfingen (von mir gemalt im Herbst 2015) habe ich verblüfft vergeblich gesucht: es ist verschwunden! Auch das Gebäude, in dem es sich befand, war schwer wieder zu erkennen! Die Fassade ist renoviert und farbig völlig neu, hell und freundlich gestaltet worden. Da weiß jemand solch ein altes Gemäuer zu schätzen und hat seine Jugendstil-Gestaltung aufs Schönste zur Geltung gebracht. Aber wo ist das Reisebüro jetzt?
Das Schild von Blumen Stumpp in Margrethausen, das ich noch im Herbst 2016 samt Haus heil gemalt hatte, ist kaputtgefahren worden. Wahrscheinlich ein LKW nachts, keiner hat was mitbekommen, es ist eng an dieser Stelle, das Haus dicht an der Straße.
Vor einiger Zeit schon erreichte mich eine traurige Nachricht: Herr Ortwein, der mich so freundlich durch die leere Fabrik am Lautlinger Bahnhof geführt hatte (siehe Blogbeitrag vom 23. Nov. 2016), und mit dem ich kurze Zeit darauf noch im Pinselstrich etwas getrunken und ihm eine CD mit den von mir gemachten Fotos übergeben hatte, ist bei einem tragischen Unfall um’s Leben gekommen. Das hat mich sehr erschüttert. Durch Lautlingen fahren heißt für mich immer auch an ihn denken. Und was wird aus der alten Fabrik werden?
Das leere alte Haus, das ich in Ebingen von innen fotografieren durfte, ist verkauft worden, habe ich gehört. An Italiener, die es erhalten wollen. Im Moment sieht man schon ein paar große Gerümpelhaufen aus dem Hausinneren im Garten liegen, die dunkelmachenden Tannen sind gefällt worden. Kann es sein, dass „Neigschmeckte“, Menschen mit Migrationshintergrund, die alten Häuser gerne erhalten? Ich meine, das zu beobachten. Woran mag es liegen? Vielleicht geh ich mal hin und frage die neuen Hausbesitzer, was deren Gründe sind. Ich freue mich jedenfalls sehr!
Bei einem weiteren alten Haus beobachte ich mit Freude seine langsame aber nun doch zusehends fortschreitende Renovierung. Es befindet sich in einer der drei schönsten Häuserzeilen Ebingens, ist das zweite neben dem urigen engen Gang, wo, wenn von beiden Seiten jemand kommt, immer einer draußen stehen bleiben muss, weil es zu eng ist für zwei, sich drinnen zu begegnen. Es kann nicht abgerissen werden, erklärten mir die dort arbeitenden Zimmerleute, weil es so mit den angrenzenden Häusern verbunden ist, dass es sein könnte, dass diese einstürzen würden. Welch ein Glück für das Haus! Und für die Liebhaber einer Stadt mit Geschichte. Das Haus daneben steht auch leer und ist so süß, dass ich es am liebsten kaufen würde, wenn ich Geld hätte. Beide Gebäude habe ich Anfang 2016 immerhin in einem Gemälde verewigt. Sie schmiegen sich darauf aneinander wie zwei Schwestern oder ganz alte Freunde. Schauen Sie es sich an, im Kunstmuseum ab kommenden Sonntag!
Die zweite wunderschöne Häuserzeile, die am Tunnel, fristet leider ein stiefmütterliches Dasein. Ich liebte ihren Anblick v.a. an den frühen Wintermorgen, wenn ich mit meinem Hund vom Kunst-Werk-Haus Richtung Schmiecha loszog. Sehen Sie die abwechslungsreiche Stufung der Dächer mit den Dachgauben? Fast alle Läden dort stehen leer. Was könnte man tun, um dieser Ecke Albstadts wieder Leben zu geben? Ich habe die Häuser von hinten gemalt, ein buntes Konglomerat bot sich mir dort dar, dem ich nicht widerstehen konnte.
Die Villa Maag verfällt mehr und mehr, und das Haus in der Grüngrabenstraße (ich schrieb darüber in meinem Blog auf den Tag genau vor einem Jahr) bekommt immer mehr Löcher, habe ich das Gefühl. Mir wurde erzählt, dass so die Balken geprüft werden sollten, ob sie noch haltbar sind. Was die Löcher sehen lassen, sieht in meinen Augen fest und gesund aus. Aber wenn man an dem Haus nichts macht, ist irgendwann nichts mehr zu machen. Wird es nun für eine Straße abgerissen oder doch renoviert?
Abbildungen: Ava Smitmans, 2017