Herzlicher Empfang in Margrethausen

albstadt-atelier-margrethausenAuf meiner ersten Fototour, nachdem ich mich in meinem Atelier eingerichtet hatte, kam ich nicht weit. Aber nur entfernungsmäßig gesehen. Ich konnte gleich schon Kontakte mit Ortsansässigen knüpfen, kam beim Fotografieren mit ihnen ins Gespräch, erzählte, was ich hier mache, wofür die Fotos sind. „Nein, eine Maklerin bin ich nicht, die das Haus verkaufen will, ich bin Künstlerin. Ich male und zeichne nach den Fotos.“ Und albstadt-margrethausen-altes-haus-2ich darf in 2 leere Häuser schauen, ein winziger Laden, noch komplett eingerichtet. Ich bin wieder einmal fasziniert und dankbar für diese Einblicke! Ich werde zum Kaffee albstadt-margrethausen-altes-hauseingeladen, Geschichten werden mir erzählt. Wie früher ein Metzger seine Waren regelmäßig in einem Nebenraum im „Schützen“ angeboten hat z.B., wie man als Kind in dem Lädle für 5 Pfennig Colafläschle oder andere Süßigkeiten bekommen hat, und wie am diesjährigen Fasnet die Narrenzunft „Runkelriabaweible“ ihr 10-jähriges Jubiläum gefeiert hat und der „Schützen“ dafür mal wieder aufgemacht hatte, brechend voll war’s da! Der „Schützen“, der schon lange leersteht, und den ich malen werde.

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Ich bin froh, hier zu sein und freue mich auf weitere Eindrücke!

 

Von Onstmettingen nach Margrethausen

Foto: Niels P. Carstensen
Foto: Niels P. Carstensen

In Onstmettingen war die Industrie wieder sehr präsent, sowohl im Ortsbild, als auch von innen betrachtet bei zwei Fototouren durch eine leerstehende kleine und eine voll im Betrieb stehende große Textilfabrik. Etwa die Hälfte meiner Onstmettinger Atelier-Arbeiten widmet sich diesem Thema, die andere Hälfte zeigt Alltagsecken & Ecken im Wandel. Ein Phänomen, was mir außerdem auffiel, die Stromverteiler-Türmchen mit ihren sternförmig albstadt-stromverteilertuermchenabgehenden Kabeln, hat es nicht in die Umsetzung ins Bild geschafft (gibt’s das anderswo auch so viel? Da muss ich jetzt nochmal drauf achten!). Pleinair war die „Rau-Alb“ oberhalb Onstmettingens eine meiner schönsten Entdeckungen. Mit ihrem mediteranen Flair, dem graugoldenen Gras mit durchschauendem Felsen, den bizarren Formen von Wacholder und Kiefern, ihrem albstadt-silberdistel-rau-albDuft, Grillengezirp und weiten Blick hat sie mich sehr für sich eingenommen. Ich würde sehr gerne einmal 1 – 2 Monate im Sommer nur dort malen.

 

Doch nun geht es erstmal weiter nach Margrethausen, einem kleinen Quartier-Juwel im doppelten Sinne: Durch die fantasievolle Fassadengestaltung auf diesen tollen Gebrauchtwaren-Laden in einer ehemaligen Fabrik aufmerksam geworden, konnte ich nämlich Uwe und Susy Tiebe vom „Juwel“ dafür gewinnen, mir dort einen ihrer Verkaufsräume als temporäres Atelier zur Verfügung zu stellen. Am 17. 9. werde ich meine Arbeit dort beginnen. Ich freue mich sehr auf diesen wieder ganz anders besonderen Ort und danke meinen Quartiergebern schon jetzt herzlich!

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Einladung zum Offenen Atelier!

Zum Abschluss meines Onstmettingen-Aufenthaltes gibt es nun wieder ein offenes Atelier, zu dem ich herzlich einlade: an diesem Samstag, den 10. 9., von 11 – 17 Uhr zeige ich meine neu entstandenen Arbeiten in der ehemaligen Bücherei in Onstmettingen, Nägelestr. 7, beim Rathaus.
Ich freue mich darauf, dabei mit Ihnen/Dir ins Gespräch zu kommen!
Am 12. 9. räume ich dann mein hiesiges Quartier und bin ab Ende der kommenden Woche in Albstadt-Margrethausen zu finden.

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Kollegiale Inspiration

Ich habe im Laufe meiner Zeit hier immer wieder Albstädter Künstler-KollegInnen in ihren Ateliers besucht. Ich finde es schön zu sehen, was hier vor Ort künstlerisch passiert und finde die Kontakte und den Austausch bereichernd. Es gibt natürlich ganz verschiedene Richtungen und Interessen, und dazu finde ich die Geschichten jedes Einzelnen spannend, wie er seine Kunst lebt/gelebt hat. Ob Autodidakt oder Studierter ist für mich da erstmal zweitrangig, die Arbeit an sich ist wichtig. Und es nötigt mir immer wieder Bewunderung ab, wie Menschen für ihre Kunst brennen und ihren ganz eigenen Weg finden, das auszuleben. Besonders nahe sind mir KünstlerInnen, die wie ich den Ort und seine Umgebung zum Thema haben/hatten. Hier sind ja direkte Anknüpfungspunkte vorhanden. Ich kann schauen, wie macht es der andere, kann mich von ihm inspirieren lassen, meine Sichtweisen erweitern, aber auch technisch Dinge lernen (immer noch, natürlich!).

Heute habe ich Helmut Landenberger besucht, von dem ich ein paar Arbeiten schon kannte. Es war ein sehr schönes Treffen. Ich bewundere seine Arbeiten, sehr viele Alb-Landschaften, wunderbar in den Farben, expressiv, viele Bilder mit einer Lockerheit und Freiheit, wo ich mir sehr gerne etwas abgucken möchte.

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Ich habe auch gemerkt, dass in meiner Arbeit der Schwerpunkt auch derzeit nicht in der Natur-Landschaft, sondern in der Stadt-Landschaft liegt. Mich hat am Projekt AlbStadtAlb zwar auch der landschaftliche Aspekt gereizt, der ja zu Albstadt gehört, und er macht mir nach wie vor viel Freude. Aber um wirklich in diesen Aspekt eintauchen zu können, müsste ich mich eine Zeit lang einzig darauf konzentrieren. Das geht in der Kürze der Zeit  nicht. Über ein Jahr scheint zwar erstmal lang, aber wenn man 9 Stadtteilen samt auch ihrer Industrie gerecht werden will, ist es plötzlich gar nicht mehr so viel Zeit.

Ich komme ja hauptsächlich aus dem Bereich der Stadt-Landschaft, und meine Sichtweise auf die Stadt war ein wichtiger Grund für das Kunstmuseum Albstadt, das Projekt mit mir zu machen. So habe ich mein Haupt-Augenmerk im Projekt doch auf diesen Aspekt gelegt. Wissend, dass auf diesen von anderen KünstlerInnen bisher viel weniger der Blick gefallen war als auf die umgebende Landschaft.

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Ich genieße es sehr, in die Landschaft zu gehen und dort zu zeichnen/zu malen. Aber das Erarbeiten meiner eigenen Bildsprache steht hier bisher weniger im Mittelpunkt als bei meinen Stadtbildern, wo ich diese Sprache im Laufe der letzten Jahre schon gefunden habe. Wenn ich hier in der Landschaft arbeite, ist das, neben dem Festhaltenwollen von mir Wertvollem, immer wieder auch eine willkommene Abwechslung von der oft sehr anstrengenden Atelier-Arbeit, ein Rauskommen, ein Aufatmen. Das Wetter und die Atmosphäre spüren, in Kontakt mit Menschen kommen. Deshalb arbeite ich draußen eher skizzenhaft, spontan, Impressionen einfangend, und deshalb wähle ich vielleicht hier gern Motive, die einfach schön sind, auch im herkömmlichen Sinne. Bewusst lenke ich meinen Blick zwar auch auf Grenzbereiche von Stadt & Natur, aber das ist pleinair eher die Ausnahme, diese Bilder mache ich dann meist doch wieder im Atelier.

Um auf meine Künstler-KollegInnen zurück zu kommen: Da sehe ich halt dann den Unterschied, wenn jemand sich zeitlebens mit dem Malen der Natur beschäftigt hat und da seine Sprache und seinen Ausdruck drin gefunden hat. Da werde ich dann ganz bescheiden und bewundere diese Arbeiten und denke: irgendwann will ich mich damit auch unbedingt noch mehr beschäftigen und mehr draus machen als ich es momentan tue. Und dann hoffe ich, das ich auch einigermaßen gesunde 90 Jahre alt werden darf, weil ich noch so viele Ideen habe, was ich alles noch künstlerisch machen möchte.

 

Ein Jahr AlbStadtAlb-Projekt

Auf meinem Morgenspaziergang entdeckte ich heute die ersten Herbstzeitlosen – nun ist also Herbst… und damit jährt sich (ganz genau am 15. September) der offizielle Start meines Albstadt-Projektes.

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Meine ersten Pleinair-Landschaftsskizzen (außer jener fast schon legendären Zeichnung vom Parkdeck des AC-Kaufparks, die ich schon im Juni 2015, bei meinem ersten Wochenend-Aufenthalt in Tailfingen mit meinem VW-Bus, fertigte, und die unerwartet zum kleinen Politikum wurde, weil es Menschen gab, die darin nicht ein außergewöhnliche Landschaftsbild sahen, sondern eine unerwünschte Beachtung eines umstrittenen Bau-Objektes – finde ich sehr spannend, was Bilder so alles bewirken können!) sind Herbst-Landschaften aus der Umgebung von Tailfingen, wo ich damals mein erstes Quartier bezog.

Die Jahreszeiten auf der Alb habe ich durch das kontinuierliche Pleinair (also: unter freiem Himmel) Arbeiten in diesem Jahr besonders intensiv erlebt. Wachsen und Vergehen, Sähen & Ernten, Wind, Wetter, Sonne, Gewitter, Regen, Schnee, Landmaschinen, Begegnungen mit SpaziergängerInnen. Das Alles hat mich begleitet und schafft auch einmal mehr ein Gefühl der Verbundenheit mit diesem Flecken Erde.

So wie auch die Arbeit im Ort selber (auch hier sind übrigens die Jahreszeiten in meinen Arbeiten sichtbar), das Erforschen und Kennenlernen, das Leben dort mit all seinen alltäglichen Aufgaben, die Kontakte mit den Menschen im Ort, das Entstehen von Freundschaften, und nicht zuletzt natürlich das Umsetzen des Gesehenen in meine Bilder – ich sage immer „Ich ermale mir den Ort“ – eine Verbindung schaffen. Der Ort ist am Ende für mich nicht mehr der Ort, der er anfangs war. Er ist vertraut geworden, ans Herz gewachsen in Vielem, ein Stück auch mein Ort geworden. Das finde ich sehr schön.

Bis zum Ende des Jahres warten noch drei Albstädter Ortsteile nach Onstmettingen darauf, von mir entdeckt und ermalt zu werden, ich freue mich sehr darauf! Diese Arbeit über ein Jahr an einem Projekt, das doch so vielseitig durch die Ortswechsel ist, ist etwas sehr Schönes für mich. Einerseits die Kontinuität und die Sicherheit, an etwas zu arbeiten, was später präsentiert wird (da achte ich allgemein drauf, dass ich möglichst solche Projekte mache), und andererseits das Abenteuer, sich immer wieder auf Neues einzulassen. Wie wunderbar sich auch immer die Quartiere ergeben haben! Die ersten über den Kulturstammtisch im Juli 2015, eins über ein Vereinstreffen des Tal-Gang-Art e.V, eins über die Ausstellungseröffnung in der Produzentengalerie der Alten Kanzlei, über ein Offenes Atelier, über persönliche oder vermittelte Kontakte zu AlbstädterInnen. Jedem Interessierten, den ich traf, erzählte ich von meiner Quartiersuche. Dadurch ergaben sich alle Quartiere nach und nach. Ich finde es toll, dass es Menschen gibt, die so offen sind, mich (teilweise ja sogar in ihr privates Umfeld) aufzunehmen, ohne mich erstmal zu kennen. Am Anfang war sicherlich die Kooperation mit dem Kunstmuseum als Referenz hilfreich, später hatte sich meine Vertrauenswürdigkeit ja dann schon bewiesen. Und durch die Quartiere entstanden wiederum schöne Kontakte, die auch andauern, bereichernd nicht nur für mich, so wurde mir versichert, das freut mich natürlich. Also, ich kann mich nur einmal mehr ganz herzlich bei meinen QuartiergeberInnen bedanken! Ohne sie würde das Projekt nicht funktionieren. Für Lautlingen, den letzten Stadtteil, wo ich dann Mitte November bis Mitte Dezember sein möchte, wird sich auch noch ein Quartier finden, da bin ich mir ganz sicher. JedeR QuartiergeberIn erhält übrigens am Ende des Projektes ein Blatt einer für sie exklusiv gefertigten Sonderedition: Eine Druckgraphik, auf der Bilder aller Räumlichkeiten, in denen ich während meines Projektes Herberge fand, vereinigt sind. Eine Graphik, die also auf diese Weise alle Albstädter Stadtteile miteinander verbindet.