Mein Offenes Atelier am Samstag war nochmal gut besucht. Menschen trafen sich, guckten, tranken Schorle, manche kamen ins Erzählen: Z.B. von manchen Leuten, die „Geld wie Heu“ haben und dennoch ihren Gebäude-Besitz verfallen lassen. Oder vom lobenswerten bürgerschaftlichem Engagement bei der Instandsetzung des Lautlinger Schlosses. Oder von der Wohnung, in der ich nun gewohnt habe, dass dort bis ins hohe Alter die Betreuerin der Stauffenberg-Kinder gewohnt hat. Die Einrichtung hätte man direkt in ein Museum umwandeln können, so besonders war sie, voller Bilder und alter Möbel. Schön, zu diesen Räumen nun noch diese persönlichere Verbindung zu bekommen! Sie sind nun nicht mehr einfach anonymer Leerstand, wie sie es vorher für mich waren. Wo mögen die Möbel und Bilder wohl hingekommen sein?
Zu dem verfallen Lassen möchte ich gerne sagen: Ich denke, man hat eine Verantwortung als Gebäude-Besitzer, zumal mit Geld im Hintergrund und mit dem Erhalt geschichtsträchtiger und einzigartiger Gebäude tut man viel für einen Ort. Der eigene Name ist dann mit Sicherheit positiv in aller Munde! In Sindelfingen, wo ich ebenfalls ein Stadtmal-Projekt gemacht habe, gibt es einen Mann, der Geld hat und mehrere alte Fachwerkhäuser gekauft, renoviert und so viel dazu beigetragen hat, die Altstadt vor dem völligen Verschwinden zu retten. Die Sindelfinger sind sehr froh darüber. Die Stadt hat freilich auch einen finanziellen Anteil beigesteuert.
Ein Ort lebt durch seine Geschichte und natürlich auch dadurch, dass man die alten Gebäude mit einem neuen Sinn füllt und belebt. Etwas Phantasie braucht man da schon: Wie wäre es mit einem Hotel in einer leeren Fabrik? Seminarräume in ehemaligen Maschinenhallen? Häuser für KünstlerInnen könnte es in mehreren Stadtteilen geben. Künstlerräume kann man nie genug haben! Vielleicht auch eins mit einer Stipendiaten-Atelierwohnung? Oder wo wir gerade am rumspinnen sind: ein Spiel- und Sportplatz mit Skater-Rampen und super Aussicht auf dem Parkdeck eines ehemaligen Einkaufzentrums? Zugegeben, das Einkaufszentrum ist nicht wirklich alt und es hat ein wertvolles altes Fabrikgebäude verdrängt. Aber auch die 80er-Jahre-Architektur mit ihrem Rosa und den Spiegeln im Inneren hat ihren Reiz, finde ich, und wird ein Neubau schöner und sinnvoller sein? Ich bin gespannt!
Einige Beispiele von Erhaltung und Neubelebung gibt es in Albstadt ja durchaus: Wohnungen, Gewerbe- oder auch Ausstellungsräume in ehemaligen Fabriken. Die Krone in Lautlingen wird renoviert und irgendwann wieder eröffnet. Das Hofele-Haus in Ebingen, das ich noch im Zustand des Verfalls gemalt habe, ist nun ein wunderbares Café, mit viel Liebe zum Detail renoviert. U.a.. Aber es sollte an Derartigem viel mehr sein! Es würde auch den Tourismus (und damit verbundene Einnahmen) fördern, wenn man seine Geschichte stolz zeigen würde. Abgesehen von der Verbundenheit mit dem Ort, wo man wohnt, der eben anders ist als andere. Auch ein rauer Charme ist besonders. Irgendwelche neuen Nullachtfuffzehn-Gebäude taugen da nichts für. Auch wenn sie erstmal bestimmt viel Geld bringen. Aber es gibt Wertvolleres. Das musste ich doch nochmal loswerden.
Ich ziehe nun wie gesagt nochmal für ein paar Wochen ins Kunstwerkhaus. Über die Ausstellungsvorbereitungen und sonstige Ereignisse im Rahmen von AlbStadtAlb halte ich Sie/Dich weiterhin auf dem Laufenden.