Ins Gespräch gekommen mit dem Nachbarn einer kleinen leerstehenden Strickfabrik. Er hat einen Schlüssel, aber erst muss ich mit dem Besitzer sprechen. Ich habe diesem auf den AB gesprochen, nun warte ich hoffnungsvoll auf seinen Rückruf und sein OK, dass ich drinnen Fotos machen darf!
Ein sizilianischer Obstverkäufer wundert sich, dass ich seine gestapelten Kisten, Paletten und Schilder fotografiere. Venedig oder Pisa, das sei gut für die Kunst, nicht das hier. Sein kleiner Sohn sagt, er will gerne in meine Ausstellung kommen, wenn er dann da ist.
Beim Spaziergang mit meinem Hund treffe ich auf einen alten Mann, der seine Schafe und Ziegen füttert. Ausgesprochen schöne Ziegen, finde ich. Die jungen Schafböcke sind heiß. Er frage sich, sagt der Mann, wieso der da oben bei den Tieren Grenzen gesetzt hat, dass sie sich kreuzen, nicht aber beim Menschen. Ich bin schockiert. Meine Entgegnung, dass alle Menschen Menschen seien, Schafe und Ziegen hingegen verschiedene Arten, will er nicht gelten lassen. Ich sehe keinen Sinn darin, das Gespräch fortzusetzen. Später fällt mir dazu die Begegnung mit einer alten Frau in Burgfelden ein: Wir waren auf die Auswanderung von Ortsbewohnern nach Amerika zu sprechen gekommen. „Damals sind sie von hier ausgewandert, und heute kommen die Flüchtlinge zu uns. Das ist doch nur gerecht“, hatte sie gesagt. Soviel zum Thema Verknöcherung, denke ich, man muss nicht verknöchert werden, und manche sind es wahrscheinlich ihr Leben lang.
Zwei Männer, die Deutsch nicht als Muttersprache sprechen, sind dabei, ein beiges Onstmettinger Eternit-Haus leuchtend gelbgrün zu streichen. Ich sage ihnen, dass mir das gut gefällt, so schön bunt. „Echt?“ fragen sie und freuen sich sehr.
Am nächsten Tag male ich mein erstes Onstmettinger Bild. Meine Fenster sind weit geöffnet, es ist fast wie draußen sein. Die Sonne scheint, Autos fahren vorbei, alte knatternde Schlepper, moderne große Traktoren, Busse, Mopeds. Ich höre Gesprächsfetzen vorbeilaufender Menschen. Ich genieße die Lebendigkeit um mein Quartier herum.
Abends kommt der erhoffte Anruf: Ich darf mit dem Besitzer in seine Fabrik! Juchuu!