Museumspädagogische Arbeit

_DSC0109-webUns erreichte eine Mail mit Fotos von Frau Julia Dreier, Lehrerin an der Werkrealschule Schömberg, die mit der Klasse 6b auch in der Ausstellung ALBSTADTALB war. Die SchülerInnen haben unter der museumspädagogischen Anleitung von Carmen Bitzer-Eppler u.a. zu meinen Bildern gezeichnet. Frau Dreier schrieb: „Es war sehr sehr schön bei Ihnen im Museum, und Frau Bitzer-Eppler hat tolle Arbeit gemacht.“

_DSC0133-webIch freue mich, dass viele Kinder- und Jugendgruppen meine Ausstellung besucht haben, wie mir Frau Bitzer-Eppler erzählte! Besonders viel Beachtung fand dabei laut ihr meine Collage-Technik. Ich denke, wenn man in Betrachtung der Kunst anderer KünstlerInnen eigene Bilder schafft, kann man einerseits tiefer eintauchen in das vom Künstler Gewollte, andererseits wirkt es sehr inspirierend, so etwas selber einmal aus zu probieren und vielleicht auch weiter zu entwickeln.

Fotos: Julia Dreier

 

„Das Beste zum Schluss“

So könnte man schier gar das Museumswochenende im Kunstmuseum mit seinen Veranstaltungen zum Abschluss eines Großteils der ALBSTADTALB-Ausstellung beschreiben. Am Freitag der Poetry Slam war hinreißend! Ich muss zugeben, dass ich eine solche Veranstaltung zuvor noch nie besucht hatte. Ich bin sehr froh, dass auf diese Weise nun meine Bildungslücke geschlossen wurde und kann es nur wärmstens weiter empfehlen! Die Autoren lasen wie üblich bei Poetry Slams ihre eigenen Texte (in dem Fall zum Thema „Meine Stadt, Deine Stadt, Albstadt“ und anderen freien Themen) nicht nur vor, sie performten sie, bis das gut besuchte Forum des Kunstmuseums tobte.

Slam Raphael Breuer
Raphael Breuer aus Bayreuth auf der Bühne, Foto: Jeannette Brabenetz

 

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Sebastian23 mit Gewinner-Karte, Foto: Ava Smitmans

Mit Klatschen in verschiedenen Intensitätsstufen entschied das Publikum im Laufe des Abends den Gewinner, was echt schwierig war bei so vielen tollen Beiträgen. Sebastian 23 aus Bochum erhielt am Schluss den Preis: eine Soundkarte, auf der der Gewinner-Applaus des Publikums aufgezeichnet wurde und deren Vorderseite ich zuvor noch spontan mit einer Zeichnung der Bühne (einer umfunktionierten Frachtkiste für Bilder) und des Mikrofons versehen hatte. Also dies war mit Sicherheit nicht mein letzter Poetry Slam-Besuch!

Am Samstag dann die 7-stündige ALBSTADTALB-Kaffeefahrt. Mit ca. 20 Personen tourten wir im gecharterten Bus von Ortsteil zu Ortsteil. Wir ließen in Ebingen beginnend nochmal die unterschiedlichen Ausstellungsorte auf uns wirken, die zum Teil extra für uns ein letztes Mal geöffnet wurden. In Laufen von einer freundlichen Mitarbeiterin die Volksbank, in Margrethausen ließ es sich der als Ortsvorsteher erst kürzlich in den Ruhestand verabschiedete Herr Katona nicht nehmen, uns zu empfangen. In Pfeffingen versorgte uns der beste Hausmeister der Welt, Herr Steppacher, mit Kaffee, in Onstmettingen gar hatte uns das Haus Raichberg wieder einmal Häppchen und Getränke bereitgestellt, wir waren ganz überwältigt von so viel Gastfreundschaft! In Burgfelden erzählte uns Stefanie Doldinger die Geschichte des Schulhauses, anschließend machten wir Rast im Bergcafé zu Kaffee & Kuchen. Den Abschluss machte das Maschenmuseum in Tailfingen. Auf den Fahrten las ich aus meinem Blog. In den Ausstellungen gab es Zeit für Fragen und Gespräche. Sehr gefreut hat mich, dass ich immer wieder zu hören bekam, wie anregend meine Sicht auf die Stadt wirke, wie sie den Blick auch der BildbetrachterInnen für ihre Umgebung verändere. Sie bekäme mit einem Mal Qualitäten, die vorher nicht gesehen worden waren. Unbenommen bleibt natürlich, dass zum Beispiel der Leerstand ein trauriges Phänomen und Problem darstellt. Alle Beteiligten waren sehr angetan von der Fahrt. Drei Damen waren immerhin aus Haigerloch angereist, die AlbstädterInnen meinten, solch eine Fahrt durch die Albstädter Ortsteile könnte man doch auch mit anderen Themen öfter anbieten. Ja, wäre das nicht was?! Man könnte so Verbindungsmomente schaffen in einem immer noch nach Identität suchenden Ort. Hier eine kleine Fotostrecke für Alle, die die Tour verpasst haben:

Kaffeefahrt-1 Ebingen
Ebingen, Fotograf: Niels Carstensen
Kaffeefahrt-2-Laufen
Laufen, Fotograf: Niels Carstensen

 

Kaffeefahrt-3-Margrethausen
Margrethausen, Fotograf: Niels Carstensen
Kaffeefahrt-4-Pfeffingen
Pfeffingen, Fotograf: Niels Carstensen

 

Kaffeefahrt-5-Onstmettingen-1
Onstmettingen, Fotograf: Niels Carstensen
Kaffeefahrt-6-Onstmettingen-2
Onstmettingen, Fotograf: Niels Carstensen
Kaffeefahrt-7-Onstmettingen-3
Onstmettingen, Fotograf: Niels Carstensen
Kaffeefahrt-8-Burgfelden-Schule-1
Burgfelden Alte Schule, Fotograf: Niels Carstensen
Kaffeefahrt-9-Burgfelden-Schule-2
Burgfelden Alte Schule, Fotograf: Niels Carstensen
Kaffeefahrt-10-Burgfelden-Bergcafe
Burgfelden Bergcafe, Fotograf: Niels Carstensen
Kaffeefahrt-11-Tailfingen
Tailfingen, Fotograf: Niels Carstensen

Am selben Abend fand mit einem kleinen Sektempfang dann noch die feierliche Übergabe meiner Dankesedition an die ALBSTADTALB-QuartiergeberInnen (siehe Blogbeiträge vom 9. und 25. 1. 2017) statt. Meinen QuartiergeberInnen gebührt großer Dank, denn ohne sie hätte das Projekt ALBSTADTALB nicht stattfinden können!

Mit einem Erzählcafé beschlossen wir am Sonntag in gemütlicher Runde den letzten Tag von ALBSTADTALB im Kunstmuseum. Bei Kaffee und Kuchen erzählten Albstädter zu Ecken ihrer Stadt, zu eigenen erfindungsreichen Hausrenovierungen, auch der Abriss von Gebäuden war wieder Thema, und bis hin zur Verkehrspolitik wurde diskutiert.

In Laufen, Pfeffingen und Margrethausen haben wir am Montag die Ausstellungen abgebaut. Auch im Kunstmuseum und in Burgfelden werden meine Bilder demnächst wieder abgehängt. Die Ausstellungen im Maschenmuseum und im Haus Raichberg sind wie gesagt noch bis 2. Juli zu sehen. Ich bin ganz froh, dass mein Projekt nicht auf einen Schlag ganz & gar endet und mir dadurch noch etwas Zeit bleibt, damit innerlich abzuschließen. Und auch Sie haben so noch etwas länger die Chance, einen Teil davon wahr zu nehmen.

ALBSTADTALB-Programm zum Museumswochenende / Internationalen Museumstag

Am Freitag, 19. Mai um 20 Uhr findet im Kunstmuseum Albstadt ein Poetry Slam statt, bei dem bekannte Szene-Größen wie Hanz aus Ludwigsburg, Sebastian 23 aus Bochum, Meral Ziegler aus Konstanz, Raphael Breuer aus Bayreuth und Marius Loy aus Esslingen in der Kulisse meiner Ausstellung ihren Text-Stoff zum Besten geben werden. Eintritt 6 Euro/erm. 4 Euro.

Eine solche Kaffeefahrt haben Sie bestimmt noch nicht mitgemacht: unsere ALBSTADTALB-Rundfahrt am Samstag, 20. Mai! Wir fahren zwischen 10 und 16 Uhr mit dem gecharterten Bus 7 Albstädter Ortsteile (Ebingen, Laufen, Margrethausen, Pfeffingen, Burgfelden, Onstmettingen, Tailfingen, die Lautlinger Ausstellung hat bereits geschlossen) an und besuchen die dortigen 8 Ausstellungen. Auf den Fahrten zwischen den Ortsteilen lese ich aus meinem Projekt-Blog und lasse so noch einmal meine Albstadt-Arbeitsaufenthalte aufleben. Natürlich gibt es zwischendurch auch Kaffee und Kuchen, sonst wäre es ja keine richtige Kaffeefahrt. Ich freue mich ganz besonders auf dieses Ereignis, das so kultig ist, dass man es sich nicht entgehen lassen sollte! Für nur 10 Euro (inkl. Kaffee) sind Sie dabei und hinterher werden die Daheimgebliebenen sicher neidisch den Geschichten lauschen, die Sie davon erzählen können! Anmelden bis zum 18. Mai unter 07431-160-1491 oder kunstmuseum@albstadt.de ! Noch sind Plätze frei!

Mit einem Erzählcafé (Eintritt frei!) im Kunstmuseum Albstadt am Sonntag, den 21. Mai (internationaler Museumstag) um 16 Uhr, bei dem wir uns über Ihre Gedanken, Geschichten und Hintergrundinformationen zu meinen ausgestellten Albstadt-Motiven freuen, geht ein Großteil meiner ALBSTADTALB-Ausstellung dann schon zu Ende!

Lediglich die Ausstellungen im Maschenmuseum und im Haus Raichberg (Albstadt-Onstmettingen) werden noch bis 2. Juli zu sehen sein.

Überraschende Einblicke

ALBSTADTALB-Spaziergang-Margrethausen

erhielten die Teilnehmenden an meinen beiden ALBSTADTALB-Spaziergängen in Albstadt-Margrethausen und -Ebingen. Nicht nur, dass ich bisher übersehene Ecken zeigte, in Margrethausen begegneten wir der Besitzerin des Schützen, die uns spontan einlud hineinzuschauen. Natürlich nahmen wir das Angebot an und freuten uns am verlassenen Mini-Lädchen, an der Gastwirtschaft (die zu seltenen Anlässen noch genutzt wird wie jüngst am 30. April) und den Einrichtungsgegenständen aus vergangenen Zeiten. Dann trat auch noch ein Anwohner hinzu, der uns alte Fotos des Gebäudes zeigte!

In Ebingen bekamen die dem Regenwetter trotzenden SpaziergängerInnen außer vielen spannenden Hausrückseiten eine alte Scheune von innen zu sehen, zu der ein Teilnehmer den Schlüssel dabei hatte. Außerdem war es spannend, die Veränderungen zu entdecken, die schon jetzt an den Motiven, die ich ins Bild umgesetzt hatte, passiert sind: Ein neuer Anstrich hier, eine neue Fassadenverkleidung dort, sogar der Einzug eines Geschäftes in einstigen Leerstand waren zu verzeichnen. Außerdem die Nachricht, dass das umstrittene „Schlössle“ in der Grüngrabenstraße per Gerichtsbeschluss einem Erhalt näher gerückt ist. Vielleicht erstrahlt es ja bald in neuem Glanz? Die Stadt ist in Bewegung, soviel steht fest. Es freut mich, dass am Ende des Spaziergangs nicht nur ich resümierte: es lohnt sich, die Augen offen zu halten.

„Es könnte schöner sein“

„Es könnte schöner sein“ war der Ausruf eines Kneipenbesuchers, als er unsere schauende Ansammlung in der Weberstraße entdeckte, der letzten Station unseres AlbStadtAlb-Spaziergangs in Albstadt-Tailfingen am vergangenen Sonntag. Zuvor hatte ich bereits im Hinterhof des Maschenmuseums, am „Baro-Hochhaus“, am AC-Kaufpark und in der Lenaustraße den staunenden Teilnehmerinnen meine Beweggründe erläutert, ausgerechnet diese Orte, die allgemein eher als unschön gelten, in meinen Bildern zu verewigen. Ich gebe ihnen Raum, ja erhöhe sie, indem ich sie male, und hole sie aus ihrem Schmuddeleckendasein heraus – aber warum?

ALBSTADTALB-Spaziergang-Hinterhof Maschenmuseum

Ich zeigte am „Baro-Hochhaus“ die Spiegelungen und Durchblicke. Erläuterte, wo sich kompositorische Elemente aus Treppengeländern und deren Schatten ergeben. Die Treppe, an deren Unterseite sich blasig der Putz löst, runde Stellen bildet, die im Gegensatz zu den graden Kanten der 60er Jahre-Architektur des Gebäudes oder zum Palettenstapel unter der Treppe stehen. Der blaue Metallträger mit den braunen Rostpunkten, der seltsame blasslila Anstrich des Betons, dazu das Türkis des Grünspans der am Boden entlanglaufenden Kupferbleche. Die vielen unterschiedlichen Materialien, die aufeinandertreffen, die ich mit Freude mit meinen verschiedenen Mal-und Zeichenmaterialien umsetze.

ALBSTADTALB-Spaziergang-AC-Kaufpark

Leider war es nicht mehr möglich, auf das Parkdeck des AC-Kaufparks zu gelangen, der bald abgerissen werden soll. Stattdessen schauten wir durch die Glastüren und ließen die einsamen Fluchten und Spiegelungen im Inneren auf uns wirken. Wir betrachten die Überbleibsel im und am ehemaligen Eiscafé St. Marco, ich wies auf die verschiedenen Beschriftungen und Aufkleber hin, auf das Wandbild im Inneren: ein Ausblick auf´s Meer zwischen Säulen, auf die übriggebliebenen Steckdosen, Schalter und Wasserhähne. Das Eiscafé ist zum Glück nur umgezogen, nicht ganz verschwunden, aber ich erzählte von meiner Wehmut, wenn ich auf solche leeren Läden stoße, von meinen Überlegungen zu Hoffnungen und Untergang, die mitspielen, wenn ich mich solchen Motiven zuwende.

In der Weberstraße und der Lenaustraße machte ich auf den architektonischen Mix, die Provisorien, auf das Gewachsene, Genutzte, die Lebensspuren aufmerksam, die mich dort faszinieren.

ALBSTADTALB-Spaziergang-Weberstraße

Es hat mich sehr gefreut, dass ich mit meinen Ausführungen auf reges Interesse gestoßen bin und die Teilnehmenden mir rückmeldeten, dass sie nun mit einem neuen Blick auf ihre Umgebung schauen. Auch wenn manches bestimmt tatsächlich „schöner sein könnte“. Ich glaube, dass es ankam, was ich versucht habe, über Schönheiten oder auch interessante Spannungsfelder zu vermitteln, die dort schlummern können, wo man sie nicht vermutet.

Am 5. Mai um 17 Uhr und am 7. Mai um 15 Uhr biete ich weitere ALBSTADTALB-Spaziergänge an, erster Termin in Albstadt-Margrethausen, Treffpunkt Ortsamt (im Kloster), zweiter in Albstadt-Ebingen, Treffpunkt Kunstmuseum. Ich freue mich auf Ihre Teilnahme!

(Fotos: Jeannette Brabenetz)