Von Riemen und Zahnrädern und dem Staunen

Als ich nach Laufen kam, fiel mir sehr schnell ein Gebäude ins Auge, das mich stark an ein Speicherhaus erinnerte, wie ich sie von Hamburg oder Lübeck kannte. Ein paar Tage später fragte ich dort nach, und durfte wieder einmal einen Blick in ein Gebäude der besonderen Art werfen: Eine Darre.

Albstadt-DarreAlbstadt-Darre-Himmelwerk-Tübingen

Christian Schlegel und sein Sohn gaben mir eine ausführliche Führung, zeigten und erklärten mit Stolz die uralten Maschinen und Vorrichtungen, die seit Generationen in Betrieb sind, um Baumsamen zu gewinnen. Ich erfuhr von einer Maschine aus dem 19. Jahrhundert, die manchmal „ihre Tage hat“, von Treibriemen, die es nur noch in England gibt, lernte eine Windfege kennen, durfte die mehrstöckige Trocknungsanlage mit Ofen, Schienen und Eisenbahnwaggons besichtigen und Vieles mehr. Ich bin sehr beeindruckt. Von der Technik und von der Geschichte, die aus ihr spricht, und davon, dass man in der heutigen hochtechnisierten Zeit nahezu unverändert mit ihr arbeitet.

Albstadt-Eselsmühle-ZahnräderVor einiger Zeit durfte ich die Eselsmühle bei Ebingen besichtigen, dort ist das Mühlrad, das einst eine Säge antrieb, zerfallen, nur Reste der Übersetzung sind noch da, zwischen nassem Mauerwerk, schwer, rostig, unverwüstlich scheinend. Darüber wartet auf brüchigem Boden eine gusseiserne, zahnradreiche Apparatur zum Transport der Baumstämme, dass sie vielleicht nochmal eine Chance bekommt, ihre Stärke zu zeigen. Die dazugehörigen Wohnräume voller Erinnerungen, nun stehen sie leer.

Nach dem Betrieb von Rudi Loder im Herbst durfte ich nun in einem weiteren kleinen Textilbetrieb Rundstrickmaschinen fotographieren. Sie stammen teilweise noch aus den 50ern. Sie arbeiten immer noch. Dazwischenhängende Folien zum Abfangen der Fusseln geben dem Ganzen etwas noch Geheimnisvolleres als sowieso schon in den Apparaten liegt.

Man könnte fragen: Wieso bin ich nicht Maschinenbauerin oder sowas geworden, wenn mich Maschinen so faszinieren? Ich glaube, es hat seinen Sinn, dass sich meine Faszination anders ausdrückt. Der Inhaber der Textilfirma staunte über meine Ausrufe, wie schön seine Maschinen seien. So hatte er sie noch nie betrachtet. Erstaunen, das beiderseitig wirkt. Etwas bereichernderes kann man sich doch gar nicht vorstellen, oder?

Albstadt-Maschinenzeichnung-Detail

Mein Kunstprojekt ist ein wunderbarer Aufhänger um nachzufragen, Einblicke zu bekommen und ins Gespräch miteinander zu kommen. Die Menschen hier öffnen mir bereitwillig ihre Türen, zeigen mir ihre Räumlichkeiten, lassen mich fotographieren, sie erklären und erzählen. Dafür möchte ich an dieser Stelle auch einmal ganz herzlich Danke sagen!