Dankesedition glücklich fertiggestellt

 

Drucken-mit-Helm-1Nachdem ich die Druckplatten für die Dankesedition fertig bearbeitet hatte und zufrieden mit den Probedrucken war, merkte ich, dass ich mit dem Drucken in Auflage alleine nicht zurechtkam. Das Drucken ist eine Kunst für sich, braucht Übung und Erfahrung, das wurde mir ganz deutlich und mein Respekt vor den KünstlerInnen, die sie beherrschen, ist nun durch meine eigene Aktion nochmal weiter gestiegen. So bin ich sehr froh und dankbar, dass mich mein radiertechnisch sehr versierter Kollege Helm Drucken-mit-Helm-2Zirkelbach, wie ich Mitglied im Tübinger Künstlerbund und bereits mit Arbeiten in der Sammlung des Kunstmuseums Albstadt vertreten, bei der weiteren Ausführung meines Vorhabens unterstützte! 1 1/2 Tage druckten wir gemeinsam in seiner Werkstatt in Engstingen und ich bin sehr glücklich über das Ergebnis! Wir druckten alle 10 Quartiersbilder zusammen auf ein großes Blatt – ein besonderer Albstädter Drucken-mit-Helm-3Bilderbogen ist so entstanden, so wie ich es mir von Anfang an vorgestellt hatte. Auf den Fotos sind wir beim Auswischen der Druckplatten zu sehen, Helm Zirkelbach beim Kurbeln an der Presse und beim Abheben eines frisch gedruckten Blattes. Vielen Dank an Dich, Helm! Ich freue mich darauf, meinen QuartiergeberInnen die Blätter dann während meiner Ausstellung in besonderem Rahmen zu übergeben!

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Zudem habe ich viele Tage mit dem Präparieren meiner Gemälde für die Ausstellung zugebracht. Da sie ohne Rahmen wirken sollen, habe ich die dünnen Hartfaserplatten (und 2 Wellpappen), auf denen sie gemalt sind, von hinten verstärkt und die Ränder lichtgrau lackiert, außerdem Ösen zum Aufhängen angebracht. Bei ca. 70 Bildern artete das fast in Akkord-Arbeit aus. Aber auch das habe ich nun geschafft und die Gemälde anschließend ins Depot des Kunstmuseums gebracht.

Jetzt bin ich zunächst nach Tübingen zurückgekehrt, aber natürlich in Kontakt mit dem Kunstmuseum, das die weitere Organisation inne hat, um über alles rund um die Ausstellungsplanungen, wie Termine, Formulierungen, Bildauswahl etc. zu sprechen. Die Präsentation nimmt nun Form an, ein neuer spannender Abschnitt im Projekt AlbStadtAlb, der mich mit Vorfreude erfüllt.

 

 

Arbeit an der Dankes-Edition für meine QuartiergeberInnen

platte-bearbeitenSie ist eine Herausforderung, weil ich zuletzt während meines Studiums Radierungen gemacht habe, das ist schon über zehn Jahre her… Die Radierung wähle ich dennoch als Druck-Technik, weil sie der detailreichen Feinheit meiner Quartierzeichnungen am besten gerecht wird, und weil das Kunstmuseum Albstadt traditionell hierauf einen Ausstellungs- und Sammlungs-Schwerpunkt gelegt hat, da lasse ich mich gerne von inspirieren.

Die Radierung gehört zu den Tiefdruck- Verfahren. Es gibt verschiedene Radier-Techniken. Zwei Möglichkeiten sind, dass man in eine Zinkplatte Linien (Vertiefungen) ritzt oder ätzt. Die Platte wird anschließend mit Farbe bestrichen und diese dann so lange behutsam und sorgfältig wieder auswischt, bis nur noch die Vertiefungen mit Farbe gefüllt sind.  Dann macht man von der Platte mittels einer Tiefdruck-Presse einen Druck auf Bütten-Papier. Um weitere Drucke zu machen, muss man die Farbe erneut auftragen und auswischen.

Fotos: Niels Carstensen

 

 

Fotos: Niels Carstensen
Fotos: Niels Carstensen

 

 

 

 

Im Kunstmuseum steht so eine Tiefdruck-Presse, die darf ich für mein Vorhaben benutzen. Wohnen tu ich derzeit einige Schritte vom Museum entfernt, wieder im Kunstwerkhaus (vielen Dank nochmal an das Kunstwerkhaus!). Dort arbeite ich auch an den Platten. Ich übertrage die Zeichnungen meiner Quartiere spiegelverkehrt auf sie, dann erfolgt das Ritzen mit einer Nadel (Kaltnadelradierung) oder ich beschichte die Platte mit Asphaltlack, in den ich leichter Linien ziehen kann, die dann mit Eisendreichlorid geätzt werden (Ätzradierung). Hinter so einem Druck steckt also einiger Aufwand und da ich das länger nicht gemacht habe, muss ich für die einzelnen Schritte erstmal wieder ein Gefühl bekommen.

Fotos: Niels Carstensen
Fotos: Niels Carstensen

Zehn Platten stelle ich her (für zehn Quartiere). Zwischendurch erfolgen immer wieder Probedrucke, für die ich zum Museum laufe. Wenn das Museum offen hat, gibt es mitunter interessierte Blicke von BesucherInnen. Da ist es gut, dass ich nach anfänglichen Fehlversuchen den Dreh langsam wieder raushabe (anfangs war ich froh, dass das Museum geschlossen hatte und ich alleine rumprobieren konnte). Dann wieder zurück, um noch etwas zu ändern oder eine neue Platte zu beginnen. Dieses Hin und Her bei Eis und Schnee ist etwas mühselig und zeitraubend. Aber ich bin es als Künstlerin und im Leben gewohnt, zu improvisieren und versuche immer das Beste aus dem zu machen, was sich mir bietet. Im Museum zu arbeiten finde ich ja auch schön.

Mein Ziel war eigentlich, die zehn Platten auf ein großes Blatt Bütten zu drucken. Davon dann eine Auflage von 15 bis 20 Blättern. Vielleicht muss ich das Vorhaben aber auch abwandeln, weil ich merke, es ist für mich in diesem Rahmen nicht realisierbar. Vielleicht drucke ich die Platten auch einzeln. Bis Mitte Januar kann ich noch im Kunstwerkhaus bleiben, dann wird der Raum wieder für anderes benötigt, bis dahin sollte ich also dieses Projekt abgeschlossen haben.

Mein Blog

Mein Blog war ein Vorschlag von Jeannette Brabenetz gewesen. Ich hatte sowas vorher noch nie gemacht und dachte zuerst: „Das ist ja noch zusätzliche Arbeit“. Aber ich habe mich dann doch darauf eingelassen. Und bald gemerkt, dass er natürlich Arbeit ist, aber auch eine Bereicherung für mich und mein Projekt. So überlegte ich mir immer wieder, was Außenstehende an meiner Arbeit interessieren könnte. Was könnte ich über Begegnungen mit der Stadt Albstadt schreiben, wie könnte ich meine Arbeitsprozesse beschreiben, wie Gedankengänge dazu erklären? Ich finde es schön, auch Menschen, die sich noch nicht so viel mit Kunst beschäftigt haben, da heran zu führen. Oder einfach meine persönlichen Sichtweisen offen zu legen, denn die sind ja doch bei jedem (künstlerisch tätigen) Menschen auch unterschiedlich. Und ich beschäftige mich, indem ich meine Gedanken aufschreibe, nochmal intensiver mit einem Thema. Mir kommen beim Schreiben neue Gedanken, daraus können z.B. dann wieder neue Bildideen entstehen. Außerdem macht mir das Schreiben, das Formulieren Freude. Das hat es auch früher schon.

Leider gab es nicht sehr viele Kommentare im Blog selbst. Mehr mündlich oder in Mails. Mehr Dialoge im Blog selber hätte ich spannend gefunden. Vielleicht lag es daran, dass der Blog nicht so gut verlinkt, also erreichbar war? Manche scheuen sich vielleicht auch, etwas in der Öffentlichkeit zu schreiben, sagen es lieber privat.

Auf jeden Fall ist so ein Blog etwas, was ich mir gut vorstellen kann, in einem nächsten Projekt wieder zu machen.

Ausstellung verschoben

Mit den ca. 225 Arbeiten (Malerei, Zeichnungen und Objekte), die in fast 1 1/2 Jahren in Albstadt entstanden sind, hat sich das Projekt „AlbStadtAlb“ zu einem sehr umfangreichen entwickelt. Um dieses angemessen aufarbeiten zu können, haben das Team vom Kunstmuseum Albstadt und ich uns entschlossen, die Ausstellung in das Frühjahr 2017 zu verschieben: Eröffnung ist am 19. März!

Die Ausstellung läuft dann bis zum 21. Mai 2017.

 

Arbeit in den Ortsteilen beendet

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Mein Offenes Atelier am Samstag war nochmal gut besucht. Menschen trafen sich, guckten, tranken Schorle, manche kamen ins Erzählen: Z.B. von manchen Leuten, die „Geld wie Heu“ haben und dennoch ihren Gebäude-Besitz verfallen lassen. Oder vom lobenswerten bürgerschaftlichem Engagement bei der Instandsetzung des Lautlinger Schlosses. Oder von der Wohnung, in der ich nun gewohnt habe, dass dort bis ins hohe Alter die Betreuerin der Stauffenberg-Kinder gewohnt hat. Die Einrichtung hätte man direkt in ein Museum offenes-atelier-lautlingen-3umwandeln können, so besonders war sie, voller Bilder und alter Möbel. Schön, zu diesen Räumen nun noch diese persönlichere Verbindung zu bekommen! Sie sind nun nicht mehr einfach anonymer Leerstand, wie sie es vorher für mich waren. Wo mögen die Möbel und Bilder wohl hingekommen sein?

 

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albstadt-rauer-charme-2Zu dem verfallen Lassen möchte ich gerne sagen: Ich denke, man hat eine Verantwortung als Gebäude-Besitzer, zumal mit Geld im Hintergrund und mit dem Erhalt geschichtsträchtiger und einzigartiger Gebäude tut man viel für einen Ort. Der eigene Name ist dann mit Sicherheit positiv in aller Munde! In Sindelfingen, wo ich ebenfalls ein Stadtmal-Projekt gemacht habe, gibt es einen Mann, der Geld hat und mehrere alte Fachwerkhäuser gekauft, renoviert und so viel dazu beigetragen hat, die Altstadt vor dem völligen Verschwinden zu retten. Die Sindelfinger sind sehr froh darüber. Die Stadt hat freilich auch einen finanziellen Anteil beigesteuert.

albstadt-rauer-charme-7Ein Ort lebt durch seine Geschichte und natürlich auch dadurch, dass man die alten Gebäude mit einem neuen Sinn füllt und belebt. Etwas Phantasie braucht man da schon: Wie wäre es mit einem Hotel in einer leeren Fabrik? Seminarräume in ehemaligen Maschinenhallen? Häuser für KünstlerInnen könnte es in mehreren Stadtteilen geben. Künstlerräume kann man nie genug haben! Vielleicht auch eins mit einer Stipendiaten-Atelierwohnung? Oder wo wir gerade am rumspinnen sind: ein Spiel- und Sportplatz mit Skater-Rampen und super Aussicht auf dem Parkdeck eines ehemaligen Einkaufzentrums? Zugegeben, das Einkaufszentrum ist nicht wirklich alt und es hat ein wertvolles altes Fabrikgebäude verdrängt. Aber auch die 80er-Jahre-Architektur mit ihrem Rosa und den Spiegeln im Inneren hat ihren Reiz, finde ich, und wird ein Neubau schöner und sinnvoller sein? Ich bin gespannt!albstadt-rauer-charme-6albstadt-rauer-charme-4

 

 

 

 

 

 

 

Einige Beispiele von Erhaltung und Neubelebung gibt es in Albstadt ja durchaus: Wohnungen, Gewerbe- oder auch Ausstellungsräume in ehemaligen Fabriken. Die Krone in Lautlingen wird renoviert und irgendwann wieder eröffnet. Das Hofele-Haus in Ebingen, das ich noch im Zustand des Verfalls gemalt habe, ist nun ein wunderbares Café, mit viel Liebe zum Detail renoviert. U.a.. Aber es sollte an Derartigem viel mehr sein! Es würde auch den Tourismus (und damit verbundene Einnahmen) fördern, wenn man seine Geschichte stolz zeigen würde. Abgesehen von der Verbundenheit mit dem Ort, wo man wohnt, der eben anders ist als andere. Auch ein rauer Charme ist besonders. Irgendwelche neuen Nullachtfuffzehn-Gebäude taugen da nichts für. Auch wenn sie erstmal bestimmt viel Geld bringen. Aber es gibt Wertvolleres. Das musste ich doch nochmal loswerden.

Ich ziehe nun wie gesagt nochmal für ein paar Wochen ins Kunstwerkhaus. Über die Ausstellungsvorbereitungen und sonstige Ereignisse im Rahmen von AlbStadtAlb halte ich Sie/Dich weiterhin auf dem Laufenden.

 

 

Offenes Atelier in Albstadt-Lautlingen

atelier-lautlingen-2Das letzte Gemälde von Albstadt ist derzeit in Arbeit. Eine Schäferei, die ich schon vor einem Jahr fotografiert hatte. Damals war die Ausstellung von Hannelore Fehse im Kunstmuseum Albstadt zu sehen. Sie hatte u.a. dieses Gebäude in ihrer beeindruckend reduzierten Form gemalt, und ich hatte mir damals schon vorgenommen, dieses Motiv ebenfalls umzusetzen. Natürlich ganz anders. Erzählerischer, expressiver, wie meine Bilder eben sind.

Ja, die Arbeit zu den Ortsteilen ist nun nahezu abgeschlossen. Vielleicht schaffe ich noch 1-2 kleine Arbeiten zur leeren Fabrik am Bahnhof. Und die obligatorische Zeichnung meines Quartieres natürlich. Einige Arbeiten müssen noch handwerklich in einen passenden Rahmen gebracht, alle Gemälde noch rückwärtig verstärkt und mit Hängevorrichtungen versehen werden.

An die 230 Arbeiten, Malerei und Zeichnung, habe ich dann von Albstadt geschaffen. Bestimmt nicht alles Umsetzenswerte umgesetzt (ach, da gäbe es noch viel!), bestimmt auch keinen repräsentativen Querschnitt. Eher eine sehr persönliche Sicht.

Nun kommt die Zeit der Ernte. Die Ausstellung und der Blick der Betrachtenden. Bisher gab es diese Blicke ja auch immer wieder im kleineren Rahmen. Aber sie waren eher wie Wasser und Dünger, die der Pflanze beim Wachsen helfen. Hilfreich, anspornend. Bald wird sich nun zeigen, wie das geschaffene Werk insgesamt gesehen wird. Wie wird das Urteil der Betrachtenden ausfallen? Ich bin natürlich sehr gespannt!

Auch darauf, welche Arbeiten letztendlich in der Ausstellung hängen werden, wie sie dort wirken und wie die Arbeiten im Katalog zur Geltung kommen.

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atelier-lautlingen-hausEin letztes Mal lade ich nun nochmal zum Offenen Atelier ein: Am Samstag, den 10. 12. von 11-16 Uhr zeige ich in meinem temporären Atelier im Lautlinger Schloss (über dem Ortsamt, Fachwerkhaus mit Uhr) meine dort entstandenen Arbeiten. Ich freue mich auf Ihren/Deinen Besuch!

Ganz so schnell verlasse ich Albstadt aber doch noch nicht: Ich nehme ab nächster Woche wieder Quartier im Kunstwerkhaus in Albstadt-Ebingen, um dort und im Kunstmuseum an der Dankes-Edition für meine QuartiergeberInnen zu arbeiten.

 

Schrift und Bild

Wieso habe ich eigentlich während meines Margrethausen-Aufenthaltes nichts darüber geschrieben, dass ich dort einmal Stift war, als Schilder-Lichtreklame-Hersteller- bzw. Werbetechnik-Azubi? Wo das doch eigentlich zu meiner Albstädter Geschichte gehört… Anfang der 90er war das. Fertig gemacht habe ich die Ausbildung damals nicht, aber ich habe in den 1 1/2 Jahren viel gelernt, was mir bis heute wichtig ist, v.a. den Umgang mit Schrift.

albstadt-schild-3Man denkt ja erst mal, Schrift ist Schrift, die braucht man halt, um etwas mitzuteilen und zu lesen. Aber Schrift ist viel mehr. Sie zeigt Geschichte, denn in jeder Zeit sind andere Schrifttypen Mode. Wer sich damit befasst, kann z.B. anhand des Schriftzuges über der Tür sehen, ob ein Geschäft aus den 70er oder 50er Jahren ist. Oder an Verpackungen oder Zeitschriften.

Schriftzeichen verorten das Motiv auch in den Alltag, v.a. wenn sie Brüche verursachen, z.B. zwischen alten Gebäuden und modernen Schrifttypen. Schilder stören für manches Auge die Bildidylle, für mich sind sie gerade deshalb willkommen. Ein P-Verbotsschild ist heute völlig alltäglich und normal. Wenn ich es vor dem alten Mühlhaus platziere, bzw. es von dort in mein Bild übernehme (wie in meinem zuletzt gemalten Lautlinger Bild), zeige ich, das istalbstadt-schild-1 nicht einfach ein schönes, altes Haus, sondern es besteht jetzt und es hat neben seiner Geschichte einen heutigen Alltag. Das dortige P-Verbotsschild wechselte übrigens auch innerhalb einiger Wochen sein Aussehen. Als ich mein erstes Foto machte, war es noch die etwas altmodischere Variante mit einem schwarzen P auf weißem Grund in einem roten Kreis, durchgestrichen. Etwas später war dann das heute übliche rot-blaue Schild aufgestellt. Ich entschied mich beim Malen für die rot-weiße Variante, weil sie markanter und klarer ist, sowohl in der Form als auch in der Farbe.

Schrift ist für mich also auch Gestaltungselement. Ein Buchstabe oder eine Zahl hat eine Form und eine Farbe, ein Schriftzug natürlich ebenso. Diese Formen und Farben bestehen neben anderen im Bild, im Kontrast, als Unterbrechung oder als rhythmusgebendes Element.

Ein weiterer Aspekt von Schrift im Bild kann ein Bildwitz oder eine kritische Botschaft sein, die so erzeugt werden kann. Wenn durch die Verbindung von Schrift und Bild inhaltliche Verknüpfungen geschaffen werden, die abstrus bb-endlich-da-weboder komisch erscheinen oder auch einfach etwas Alltägliches in den Vordergrund rücken, auf das wir im Vorbeieilen gar nicht so achten. Z.B. wenn in mitten einer überwältigenden Umgebungs-Tristesse der Schriftzug „Endlich da“ (entdeckt auf einem Werbeplakat in Böblingen) erscheint, oder ein WC-Hinweisschild in einer verlassenen Einkaufspassage als letzte Beschriftung übriggeblieben ist.

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Meine Freude an der Gestaltung von Ladenfassaden oder Schaufenstern sowie an Schriftelementen überhaupt, die sich heute in vielen meiner Bilder zeigt, hat einen wichtigen Ursprung in meiner damaligen Ausbildung, wo dies zu unserem Arbeitsbereich gehörte.

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Die leere Fabrik am Bahnhof

Heute ging endlich doch noch mein Wunsch in Erfüllung, eine große leerstehende Fabrik von innen zu fotografieren. Vielen Dank an Herrn Ortwein für die Führung! Aus diesem Fotofundus werde ich noch lange schöpfen können… hier nur einige davon:

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Achja und dann war das Wetter plötzlich so mild, dass ich auch mal wieder zum Skizzieren rausgehen konnte. Der hollywood-artige Lautlingen-Schriftzug auf halber Berghöhe amüsiert mich. Wer hat den wohl da hingesetzt? Ich skizziere ihn von hinten.

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Erste Tage in Lautlingen

Der wendelige Aufgang zu meiner Wohnung befindet sich in einem Turm. Hier ist es momentan kälter als draußen. Die alten ausgetretenen Eichenstufen riechen so gut! Über meiner Wohnung im Dach eine Uhr, regelmäßig schlägt die Glocke. Es klingt, als würde eine Riesenfaust wütend auf das Gebälk schlagen. Der Blick aus meinen Fenstern auf den Schlosshof, auf die Häuser entlang der Staße weiter unten und in große alte Bäume, von denen der Sturm die albstadt-lautlingen-kueche-atelierallerletzten Blätter wirbelt, ist wunderschön. Ein Gefühl der Freiheit ist in mir, wenn ich hinausschaue. Einen ähnlichen Ausblick, ein ähnliches Gefühl hatte ich während meines Gast-Aufenthaltes 2015 im Böblinger Kunstverein, der sich ebenfalls auf dem Schlossberg befindet. Können Gedanken in solch einer Höhe weiter fliegen als unten im engen Tal? Mein derzeitiges Quartier hat einen Luxus, den ich sonst nicht hatte: eine Badewanne. Nach dem Umzug mit Schleppen, Räumen und Putzen, gönne ich mir dankbar ein heißes Bad. Die schöne Wohnung hat viele Zimmer, ist jedoch komplett leer, ich bringe meine Einrichtungsgegenstände selber mit. Ich heize natürlich nur die Zimmer, die ich brauche, eins der kalten benutze ich als Kühlschrank.

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Auf Fototour durch den Ort entdecke ich, fast unter einem beeindruckenden Baudenkmal, einem Eisenbahnviaduct mit hohen Rundbögen, ein sehr schönes Gebäudeensemble. Es steht leer und müsste dringend renoviert werden. Würdig steht es da, es hat bestimmt schon viel gesehen. Ich komme mit dem Besitzer ins Gespräch und erfahre, dass es sich um eine alte Mühle handelt. Gibt es eigentlich überall so viele Mühlen wie in Albstadt, frage ich mich. Ja, es wäre schön, die beiden Gebäude zu erhalten, aber es ist sehr viel Aufwand.

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Ich stoße auf einige Industriegebäude, teils leer, teils ungenutzt. Ich weiß, da gibt’s noch mehr von in Lautlingen, auch welche, die noch in Betrieb sind. Ich freue mich darauf, sie alle zu entdecken!

albstadt-lautlingen-strasseAn der Hauptstaße die Häuser geschwärzt vom Ruß der Auto-Abgase. Trotzdem sind sie schön. Die werden wohl nicht mehr lange stehen, meint ein älterer Herr zu mir. Ob er was darüber wüßte, frage ich ihn. Nein, aber das denke er halt. Vorstellen kann ich es mir auch, leider. Der Mann hat von meinem Projekt in der Zeitung gelesen. Ich hätte da eine wertvolle Aufgabe übernommen, sagt er.

 

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Ein kleiner Teil meiner Arbeiten zur Sichtung im Kunstmuseum Albstadt

Zwischendurch zur Katalogvorbereitung im Kunstmuseum die erste Komplett-Sichtung und Ordnung meiner bis dato entstandenen Arbeiten. An die Wände gestellt und ausgelegt füllen sie ein ganzes Stockwerk. Viel Stoff für Überlegungen und Diskussionen zwischen Dr. Mertens, Jeannette Brabenetz und mir. Wie ordnen wir die Bilder Themenbereichen zu, welche Bilder sollen große Abbildungen bekommen, welche kleine, welche müssen rausfallen, da es einfach so viele sind? Da liegt noch einiges an Arbeit vor uns, damit der Katalog rechtzeitig fertig wird. Und die erst noch zu schaffenden Lautlinger Arbeiten kommen ja dann auch noch hinzu. Auch in Lautlingen möchte ich natürlich nochmal alles geben!

Die nächste Fototour muss ich wegen Regen- und Graupel-Güssen leider abbrechen. Ich nutze die Zeit für Arbeit am PC und hoffe auf trockenere Stunden. Ein wenig heller wird es schon.

 

Von Stadtteil zu Stadtteil

Es ist schön, wie sich Albstadt nach und nach verbindet, wenn ich so von Stadtteil zu Stadtteil ziehe. Nicht nur die Straßenverbindungen zwischen den Stadtteilen und die Lage der Stadtteile zueinander hat sich mir zunehmend erschlossen. Ich lerne Menschen im einem Stadtteil kennen, die mir von Menschen in anderen Stadtteilen erzählen. Die Schwester eines Mannes im einen Stadtteil leitet z.B. eine Firma in einem anderen Stadtteil. Oder man hat die Kindheit im einen Stadtteil verbracht und wohnt jetzt in einem anderen. Man hatte meinen ehemaligen Quartiergeber früher als Lehrer. Menschen treffen sich über mein Projekt. Es werden mir Tipps gegeben, was ich mir im nächsten Stadtteil anschauen muss, wen ich treffen sollte. Aber auch ich erzähle von dem, was ich in einem Stadtteil kennen und schätzen gelernt habe, was im anderen noch nicht unbedingt bekannt ist.

So habe ich mittlerweile fast das ganze Albstädter Terrain erkundet. Ein Bild von den Querverbindungen, Unterschieden und Gemeinsamkeiten zwischen den Ortsteilen bekommen. Der letzte größere weiße Fleck auf meiner Albstadt-Karte wartet nun noch darauf entdeckt zu werden: Lautlingen. Am 15./16. November, breche ich dorthin auf. Ich darf, sozusagen als krönenden Abschluss meiner Arbeit vor Ort, für 4 Wochen eine leerstehende Wohnung über dem Ortsamt im Lautlinger Schloss beziehen. Die Geschichte des Schlosses ist mir wohlbekannt, mein Vater, der mir seit meiner Kindheit auf unzähligen Ausflügen immer viel Kunsthistorisches und Historisches zeigte und erzählte, war mit mir natürlich auch dort und erzählte sichtlich bewegt vom Graf von Stauffenberg und seinem Attentat auf Hitler. So ist auch dieses Quartier wieder ein besonderes für mich. Ich danke der Stadt Albstadt und der as-wohnbau für Das-zur-Verfügung- Stellen der Räumlichkeit!

Aber auch bei Jutta und Heribert Diebold in Pfeffingen bedanke ich mich nochmals sehr für ihre Gastfreundschaft! Nicht nur für die liebevoll hergerichteten Räumlichkeiten, auch für gemeinsame Sonntags-Frühstücke, Gesundheitstee in Erkältungszeiten, einen eindrücklichen Spaziergang um Pfeffingen mit dem ehemaligen Alb-Guide Heribert Diebold – es war wunderbar bei Euch! Danke!

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Bevor ich Pfeffingen verlasse, werde ich noch das tun, was ich in jedem Quartier mache: ich zeichne die Räumlichkeit(en), die mich beherbergten. Diese Zeichnungen dienen unter anderem als Grundlage für die Druckgraphik, die ich nach Abschluss der Stadtteil-Aufenthalte als Sonderedition und Dankesgabe für meine Quartiergeber herstellen werde. Diese Druckgraphik wird die ganz unterschiedlichen Räume von allen 10 Quartieren in 9 Stadtteilen auf einem Blatt enthalten und so die Albstädter Stadtteile auf besondere Weise miteinander verbinden.

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Mein Pfeffinger Atelier gegen Ende meines Aufenthalts (Foto: Ava Smitmans)